Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die explodierenden Energiekosten und die enorm hohe Inflation machen unseren Praxen schwer zu schaffen. Damit die Situation halbwegs zu bewältigen bleibt und wir weiterhin eine qualitativ hochwertige hausärztliche Versorgung sicherstellen können, brauchen wir finanzielle Unterstützung – bevor die Patientenversorgung darunter leidet. Das will niemand – am wenigsten wir Hausärztinnen und Hausärzte.
Die erste große Enttäuschung in diesem Zusammenhang war der geradezu lächerliche Honorarabschluss. Zwei Prozent Aufschlag wurden uns gewährt. Bei zehn Prozent Inflation ist das fast schon höhnisch! Obendrauf kam noch, dass die Kassen allen Ernstes nicht nur für dieses, sondern auch gleich für die kommenden Jahre Nullrunden gefordert haben. Das verwundert nicht, denn die Funktionärseliten des GKV-Spitzenverbandes haben in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt, dass die Sicherstellung der Versorgung sie nicht die Bohne interessiert. Die Leidtragenden dieser Kassenpolitik sind nicht nur wir Hausärztinnen und Hausärzte, sondern auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ebenfalls auf faire Honorare für die hausärztlichen Leistungen angewiesen sind!
Ministerpräsidentenkonferenz: Ergebnisse offenbaren eine enorme Geringschätzung der Praxen
Vergangene Woche haben sich dann Bund und Länder in einer Ministerpräsidentenkonferenz getroffen, um ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Drosselung der Kostenexplosion zu beschließen. Auch das Gesundheitswesen stand auf der Agenda. Fatal ist nur, dass dieses nach Meinung der Politik anscheinend nur noch aus den Krankenhäusern besteht. Acht Milliarden zusätzlich sollen in die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen fließen, um so den Kostendruck durch die steigenden Energiepreise abzufangen. Die Arztpraxen werden dabei mit keinem einzigen Wort erwähnt! Auf der anschließenden Pressekonferenz begründen die politischen Spitzen die Entscheidung dann auch noch allen Ernstes damit, dass man die Krankenhäuser unterstützen müsse, denn es leuchte ja jedem ein, dass man dort nicht einfach die Heizung runterdrehen könne, um Energie zu sparen. Aber in unseren Untersuchungszimmern geht das, oder was?
Politik ist auf dem ambulanten Auge blind
An dieser Entscheidung manifestiert sich eine Entwicklung, die uns ernsthafte Sorgen macht: Die Krankenhäuser werden als unverzichtbar angesehen, unsere Arztpraxen als selbstverständlich. Die Politik ist auf dem ambulanten Auge blind! Wenn es darum geht, den allergrößten Teil der Covid-19-Patientinnen und Patienten zu versorgen oder die Impfkampagne zu stemmen, sind wir gern gesehen und werden mit Lob überschüttet. Wenn wir allerdings Unterstützung brauchen, vergisst man uns. Das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden mit größtmöglichem Druck dafür kämpfen, eine finanzielle Kompensation, analog zu den Krankenhäusern, zu erhalten. Das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen. Wir stehen auch im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in der Pflicht!
Um es auch noch einmal klar zu sagen: Die Kolleginnen und Kollegen und das Pflegepersonal in den Krankenhäusern haben in den vergangenen Jahren, genau wie wir, sehr hart gearbeitet und Unverzichtbares geleistet. Es ist absolut richtig, dass sie Unterstützung erhalten. Das muss aber auch für uns gelten. Ich bin mir sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen im stationären Sektor das bestens nachvollziehen können.
KV-Wahlen laufen noch
Damit wir die Stimme der Hausärztinnen und Hausärzte in Zukunft noch lauter vertreten können, brauchen wir Ihre Unterstützung. In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern laufen nach wie vor die KV-Wahlen. Ich bitte Sie: Gehen Sie zur Wahl und wählen Sie Ihre hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen! Mit wenigen Minuten Ihrer Zeit können Sie einen großen Unterschied für Ihren künftigen Praxisalltag machen.
Bei allen Kolleginnen und Kollegen, die den Listen der Hausärzteverbände ihre Stimme gegeben haben, möchte ich mich auch von Seiten des Bundesverbandes noch einmal herzlich für Ihr Vertrauen bedanken. Ich kann Ihnen versichern: Die Hausärzteverbände werden auf Landes- und Bundesebene Ihre Interessen auch weiterhin mit Nachdruck und Leidenschaft vertreten.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Markus Beier
Bundesvorsitzender